Lockdown

 

Als letzte Woche am Freitag fest stand, dass die Kitas und Schulen in Berlin schließen und bis zum 19. April geschlossen bleiben, jubelte ich innerlich. Hurra! Die Kinder dürfen zu Hause bleiben und die Eltern auch! Wie wunderbar! Großartig!!
Tag 3 der „großen Schließung“ ist nun vorüber und ich möchte euch sagen, dass die letzten Tage so wunderbar waren, dass ich mein Glück kaum fassen kann. Für mich findet gerade mein Wirklichkeit gewordenes Traumleben statt. Ja, richtig gelesen!
Warum, das möchte ich dir gerne erzählen.
Die letzten Jahre befand ich mich in einer stetigen inneren Zerrissenheit, die mich auf verschiedenen Ebenen sehr viel Energie kostete. Oft bestand der Alltag für mich nur aus frustrierenden Kompromissen. Jeden Tag wünschte ich mir mehrmals, dass ich statt 24 Stunden 48 zur Verfügung hätte. Mich, meine Kinder, meinen Beruf, meine Partnerschaft, den Haushalt, unseren Alltag unter einen Hut zu kriegen, ist verdammt anstrengend und ich hatte ständig das Gefühl niemandem und keiner Sache gerecht werden zu können. Das schmerzte mich jeden Tag und machte mich so unglaublich wütend. Ich fühlte mich einsam, machtlos und dem System vollkommen ausgeliefert. Tapfer und mutig hangelte ich mich durch die Wochen mit konzentriertem Blick aufs Wochenende und war dann doch unglücklich weil das schon wieder vorbei war und die Zeit immer noch viel zu schnell verging für alles was ich gerne machen wollte und das ausreichend.
Und nun?
Pure Entschleunigung für mich, meine Kinder, meine Partnerschaft, für unser Familienleben, für Haus & Garten und meinen Beruf.
Wir sind alle gemeinsam in unserem zu Hause. Mein Mann ist bei uns auch wenn er arbeitet. Ich kann mir den Tag mit all den täglichen Beschäftigungen viel freier und entspannter einteilen. Keiner von uns muss zur Kita hetzen um die Kinder mit schlechtem Gewissen abzuholen. Ich weiß was meine Kinder gegessen haben weil ich es selbst zubereitet und gekocht habe. Ich muss nachmittags nicht fragen: wie war’s in der Kita? Ich weiß es weil wir den ganzen Tag zusammen verbracht haben. Ich habe die Ruhe meinen Kindern etwas zu zeigen, zu erklären oder sie zu unterstützen. Den ganzen Tag lang haben wir genug Zeit, darf ich das Vorbild sein an dem sie sich orientieren, darf ich bei ihnen sein, darf ich beobachten, darf ich mitspielen, darf ich mit ihnen lachen und sie trösten. Wir sind einfach zusammen. Fülle!
Ich war heute Nachmittag um 4 eine große Runde joggen im Wald mit Sonnenschein, Frühblühern und Vogelgezwitscher, dem ganzen Frühlingsprogramm! Um 16:00 Uhr an einem Mittwoch - das ist mir in meinem bisherigen Alltag noch nie passiert. Und dann, ist mein Mann auch noch ne Runde laufen gegangen! Wahnsinn! Fülle!
Die Menschen, auf die ich unterwegs traf waren alle entspannt, lächelten und grüßten. In dem Maße kenn ich das sonst nicht hier am Rande einer deutschen Großstadt. Toll! Fülle!

Übrigens habe ich mit dem Konsum von Massenmedien wieder aufgehört. Es interessierte mich nicht mehr und wieder stelle ich fest, dass alles relevante mich dennoch erreicht.
Mein Mann kann das aus beruflichen Gründen leider nicht einfach so abstellen wie ich. Und ich bemerke seit einigen Tagen eine bedrückte Stimmung bei ihm. Ich unterstütze ihn, doch für seine Stimmung und den damit zugrundeliegenden Gefühlen ist er letztendlich selbst verantwortlich. Denn er darf sich jeden Augenblick entscheiden wie er sich fühlen möchte.
Jeden Augenblick hat jeder von uns die Möglichkeit darüber zu entscheiden wie wir uns fühlen. Wohin gebe ich meine Aufmerksamkeit und damit meine Energie? Und was ziehe ich damit wiederum an?
Für was entscheidest du dich?
Steigst du ein in Befürchtungen, fällst du in Sorge und gehst mit deiner Angst in Unsicherheit oder bleibst du in deiner Mitte, kraftvoll und gelassen, wartest ab was da kommen mag oder auch nicht?
Die aktuelle Zeitqualität fordert dich persönlich heraus und möchte wissen wer du bist und wofür du dich entscheidest, bewusst oder unbewusst.
In unserer Partnerschaft erleben wir nun eine ganz andere Dimension. Die Bedeutung für Verantwortung, Fürsorge und Liebe verändert sich langsam und wir dürfen unsere Werte hinterfragen.

Diese Situation hält für dich echte Tiefe bereit zu deinem Partner und zu deinen Kindern. Es ist die Zeit um wieder in Verbindung zu gehen oder die bestehende zu vertiefen. Und das auch noch in Leichtigkeit denn wir werden ja praktisch dazu gezwungen … wieder sehr paradox ;)

Und wie gehst du mit den Bedürfnissen deiner Kinder um?
Kinder im Teenageralter ziehen sich oft zurück, physisch, emotional und räumlich. Die Welt im Außen, Freunde, sind für sie gefühlt wichtiger als die Eltern, die Familie. Sie verbringen viel Zeit in ihrem Zimmer oder sind unterwegs. Sie machen Dinge mit sich aus, eigenständig. Der Kontakt und das Miteinander kann aus vielen Gründen schwierig und herausfordernd sein.
Wie ist es im Moment?
Das gewohnte Umfeld ändert sich für dein Kind. Schule, Freunde und Hobbys sind weiter weg als sonst und fehlen ihm sicher. Wie kommt es mit der schulischen Herausforderung zu recht?
Zu der allgemein Unsicherheit eines Teenagers kommt nun auch noch die weltliche Verunsicherung.
Kannst du dein Kind unterstützen oder kann dein Kind sogar dich unterstützen?
Was bringt euch einander wieder näher?
Jeder von uns hat das tiefe Bedürfnis in Verbindung zu sein, gib euch den Raum und die Gelegenheit dazu.

 

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